Kleine Regenwald-Biotope

GIFTE Mythen und Fakten






Vor einiger Zeit rief mich mein langjähriger Freund und Hobbykollege Thorsten Mahne an und unterbreitete mir eine erschütternde Nachricht.

Er habe die Entscheidung getroffen,
unserem gemeinsamen Hobby
den Rücken zu kehren.

Eine Nachricht die ich erst einmal verdauen musste,
denn Thorsten war für mich immer
ein unglaublich kompetenter und erfahrener Ansprechpartner.



Seine Ideen, seine Innovationen, seine Homepage
waren immer Anreiz, auch bei mir noch etwas zu verbessern.

Letztendlich hinterlässt er eine Lücke
die sich nie mehr schließen lässt.

Doch ich war nach unserem Telefonat ganz bei Ihm,
konnte seine Entscheidung absolut nachvollziehen.

Ich selbst musste mich vor Jahren
auch von 10 Terrarien trennen
weil es andere, bzw. höhere Prioritäten gab.

Manchmal muss man einschneidende Entscheidungen treffen,
auch wenn sie noch so schmerzhaft sind.

Und ich denke, ein Thorsten Mahne
der dieses Hobby wirklich voller Herzblut betrieben hat.
Der geht nicht unbedacht und nicht ohne Schmerz.
Dessen bin ich mir sicher.

Unsere Homepages ergänzten sich immer perfekt,
unsere Themen griffen perfekt ineinander und
jeder hatte seine Schwerpunkte,
die die Homepage des Anderen optimal ergänzte.

Jeder schätzte die Arbeit des jeweils Anderen
und freute sich mit ihm über jeden Erfolg.

Man rief sich an oder schrieb und
diskutierte aktuelle Themen.

Man half sich aus, wenn es die Situation erforderte.


Nun sollte dieses Pendant wirklich fehlen?!


Nicht nur mir, sondern jedem der sich diesem Hobby ernsthaft widmet.

Thorsten wird dem Hobby nicht mehr die Bank sein, die er bisher war.

Sein Nachschlagewerk wird nicht mehr zur Verfügung stehen!

Diese Selbstverständlichkeit, die man bisher hatte,
"schau mal bei DENDROKELLER, Thorsten hat sich diesem Thema
ausführlich angenommen."

Einfach alles nicht mehr da.


Eigentlich hätte ich mir gewünscht dass die Themen
auf einer anderen HP als meiner landen,
bevor
DENDROKELLER entgültig offline geht.
Doch dort war das Intresse und der Antrieb
noch mehr Arbeit in die HP zu investieren
nicht sehr hoch, im Gegenteil,
Riccardo unterbreitete mir die Nachricht
mit Frogroom Schwerin
auch offline gehen zu wollen.


Nachdem ich diese Tatsache erstmal verdaut hatte,
Habe mir ein Herz genommen und schrieb Thorsten an.
Fragte ihn, ob ich als Vermächtnis
einige noch nicht behandelte Themen übernehmen könne.

Einfach um das Andenken zu erhalten
an eine Homepage
auf der ich gerne meine Zeit verbrachte.

So auch das Thema Gifte
welches ich bisher unberührt ließ


Hier werde ich Texte wie Illustrationen
von DENDROKELLER 1:1 übernehmen.

Das äußere Erscheinungsbild
wird sich sicher etwas verändern,
dies ist aber eher
dem Aufbau meiner Homepage geschuldet.

Einige Bilder und neue Erkenntnisse aus der Literatur werde ich ergänzen.

Texte und Formulierungen
die mich auf seinen Seiten immer begeisterten,
werde ich jedoch identisch übernehmen.



 









Texte und Illustrationen
Thorsten Mahne [DENDROKELLER]


Die Hautgifte der Dendrobatidae sorgten u.a. für eine Legende, nach der die Guyana-Indianer Papageien einige grüne Schwanzfedern rauszogen, diese Stelle mit dem Toxin bestrichen, woraufhin angeblich rote Federn nachgewachsen sein sollen.  Obwohl diese "Prozedur" nie wissenschaftlich nachgewiesen wurde, kam Dendrobates tinctorius so zu seinem deutschen Namen Färberfrosch (lat. tinctorum = gefärbt).



Dendrobates tinctorius Nominat [Thorsten Mahne]


Pfeilgiftfrösche sind ausnahmslos in freier Wildbahn (bedingt durch die Futteraufnahme), bzw für eine gewisse Zeit als frisch importierter Wildfang noch giftig. in unseren Terrarien verlieren Wildfänge ihre Giftigkeit nach kurzer Zeit und Nachzuchten sind eh von Beginn an ungiftig.

Auch ohne Verletzungen oder Kratzer an den Händen
sollten die Tiere jedoch wie giftige Tiere gehandhabt werden, nicht zu unserem Schutz, sondern in erster Linie zum Schutz der Tiere.


Unfreiwillige Berührungen sollten, falls nicht unumgänglich,
nur mit sterilen Händen oder noch besser mit puderfreien Einweghandschuhen erfolgen.




 


Der Sinn und Zweck des Hautgiftes liegt auf der Hand:

-zum einen zum Schutz vor vielfältig vorkommenden Fressfeinden 

 

-zum anderen zum Schutz der empfindlichen Haut vor Bakterien & Parasiten 

Die Haut von Fröschen ist das empfindlichste Organ,
welches teilweise die Funktion der Atmung,
der Feuchtigkeitsregulierung,

aber auch der Ausscheidung übernimmt,
bzw. unterstützt.

Eine 10%-ige Zerstörung der Haut
hätte den Tod unserer Anuren zur Folge.


Im Gegensatz dazu
kann ein gesunder erwachsener Mensch 
im Optimalfall sogar eine 15-20%-ige
Zerstörung überleben.



Und ja, auch Frösche häuten sich; nicht nur während des Wachstums, sondern natürlich auch danach.  Da tagaktive Frösche dies jedoch in den sehr frühen Morgenstunden zu tun pflegen
(bevor das Licht angeht/nachtaktive dementsprechend abends),
sind sie selten dabei zu sehen.


Es sieht nach einem ziemlich unappetitlichem schleimigen Frühstück aus, welches die Tiere zu sich nehmen,
so dass nur selten etwas davon im Terrarium zurückbleibt.


Wer dieses "Mahl" das erste Mal in den Mundwinkeln der Frösche sieht,
ist meist entweder angewidert oder bekommt
(aus Unwissenheit) Angst um seine Tiere.



Ameerega silverstonei beim verspeisen der alten Haut


D. t. regina beim Verspeisen der "alten" Haut


D. t. Azureus beim Verspeisen der "alten" Haut


A. callidryas beim Verspeisen der "alten" Haut


A. callidryas beim Verspeisen der "alten" Haut

Den Namen schrecklicher Blattsteiger (oder schrecklicher Giftfrosch) trägt dieses Exemplar (Phyllobates terribilis) vermutlich mit der meisten Berechtigung unter all seinen Artgenossen. Obwohl bei Nachzuchten und hier in Terrarien gehaltenen Tieren kein Gift mehr nachzuweisen ist, führte vermutlich die Kombination der Ausdrücke "schrecklich" und "Giftfrosch" zu dem - an sich völlig schwachsinnigen, aber behördlich verhängten - zwischenzeitlichen Haltungsverbot der in Terrarien gehaltenen, völlig ungefährlichen Tiere im Bundesland Hessen. ?

Scheinbar haben die Fachleute der DGHT die Bürokraten in jener Region inzwischen über ihre Unwissenheit aufgeklärt, da die Haltung in Hessen wieder gestattet ist.


Phyllobates terribilis LaBreá

 

 

Kommen wir nun von der staatliche Bevormundung und hirnlosen Kaputtregulierung durch unsere Behörden zu einer weiteren unüberlegten Verbreitung von falschen Informationen über Dendrobatidae:

http://deutschesmietrecht.de/hausordnung/53-tierhaltung-hamster-hund-katze.html


Dort wird aufgrund von Mythen, Halbwahrheiten, Vorurteilen und Unwissen sogar ein Urteil begründet, das die Massenhaltung von (!!!) GEFÄHRLICHEN (!!!) Tieren regelt, bei denen Pfeilgiftfrösche im Allgemeinen einfach erst einmal grundsätzlich eingeschlossen werden (Giftschlangen mögen da evtl. noch Sinn machen, aber das kann ich nicht beurteilen - ist nicht MEINE Baustelle!).

 

 

 

Die Tatsache jedoch, dass in diesem Kontext (leider) zu meiner Rubrik "Gifte" verlinkt wird, findet (aufgrund der fachinhaltlichen Differenzen) meinerseits zwar in keinster Weise Zustimmung, aber zumindest habe ich so die Möglichkeit, den einen oder anderen zusätzlichen Leser noch über die "Giftigkeit" - bzw. eben halt Ungiftigkeit - der Dendrobaten-Nachzuchten aufzuklären und davor zu bewahren, solchen Nonsens ohne Hinterfragung einfach als Fakt zur Kenntnis zu nehmen oder gar zu glauben.

 

 Der geneigte Leser dieser Webseite, bzw. der wirklich interessierte Hobby-Einsteiger weiß schließlich, dass Dendrobatidae AUSNAHMSLOS in ihrem natürlichen Habitat (welches in Süd- und Mittelamerika liegt und somit verhältnismäßig wenig mit deutschem Mietrecht zu tun hat) giftig sind und selbst nach einer eventuellen Einfuhr als Wildfang, Importtier oder Farmzucht nach Europa innerhalb kurzer Zeit gänzlich ungiftig sind. 

 


Die Nahrungskette und die damit verbundene Existenz
und Intensität des Giftes
stellt sich vereinfacht wie folgt dar:

 
Existenz giftiger Pflanzen im subtropischen Regenwald
   (diese Ortsangabe schließt z.B. Wanne-Eickel oder Bottrop aus)




Gift-resistente Kleinstinsekten wie Käfer, Termiten, etc.
fressen diese Pflanzen und speichern das Gift
  (noch immer im Regenwald)





imune "Pfeilgiftfrösche" fressen diese Insekten
und speichern dieses Gift. 
(Übrigens im...??? Richtig, ... IM REGENWALD)





Frosch kann unter Stress das Gift über Hautdrüsen ausscheiden,
vorausgesetzt er hatte genug giftige Futtertiere aus dem (...)


Regenwald ?!?





Frosch kommt nach Gelsenkirchen oder Herne,
wo es nur ungiftige  Drosophila, Springschwänze,
Asseln, Erbsen- und Weizenblattläuse gibt. 



Frosch verliert Giftigkeit.
"Giftiger" Frosch ist integriert 
und fällt unter das deutsche Mietrecht.
Gerüchten zufolge sogar in Recklinghausen

 





"Ach ist der Thorsten nicht ein Schelm"




Scherz beiseite.
Man sollte das in freier Wildbahn vorkommende Gift
der Dendrobaten auf keinen Fall unterschätzen:

 






The golden poison frog: 'Like holding a loaded gun' | Guardian Docs



youtube Video World´s most poisinous Animal
ein klick auf das youtube LOGO



Das in der Natur produzierte Batrachotoxin von Phyllobates terribilis zählt zu den wirkungsvollsten Giften der Natur (Es gibt nur drei Tiere weltweit, die noch giftiger sind / siehe weiter unten). Es lähmt Muskeln und Atmung des "Opfers".  Das Gift eines einzigen Frosches reicht aus, um 10 Menschen zu töten. Laut der indigenen Ureinwohner, die ihre Blasrohre mit dem Gift von Ph. terribilis behandeln, schafft ein rennender, von einem Pfeil getroffener Mensch noch max. 10 Schritte, bevor er tot zusammenbricht. Heute nur noch von sehr wenigen Indios zur Jagd genutzt, haben die vergifteten Pfeile früher auch in Kriegen innerhalb der indigenen Stämme Verwendung gefunden. Um an das begehrte Gift zu gelangen, mussten die Tiere "gestresst" werden, also wurden die Pfeilgiftfrösche von den Indigenen aufgespießt oder über Feuer gehalten.

 

 

Den Namen Pfeilgiftfrösche verdanken unsere Pfleglinge jedoch nur 3 tödlich giftigen Dendrobatiden (von über 250 verschiedenen Arten), die von den kolumbianischen Indianern zur Vergiftung der Pfeile genutzt werden:



 

 




allen voran Phyllobates terribilis
(schrecklicher Blattsteiger) 



gefolgt von Phyllobates bicolor
(zweifarbiger Blattsteiger)

 

und last but not least Phyllobates aurotaenia
(Goldstreifen Blattsteiger)




Nahezu alle anderen freilebenden Dendrobaten sind zwar ebenfalls giftig, in den seltensten Fällen jedoch tödlich. Hat man allerdings über Schleimhäute oder offene Wunden deren Gift aufgenommen, kann es zu Ausschlag, Fieber, Übelkeit, Krämpfen, Magen- Darmvergiftungen und Muskelzuckungen kommen.


 

Hier einige Alkaloide unserer Pfleglinge:

 

 

 

BTX =Batrachotoxin

 

(z.B. bei Phyllobates / letale Dosis 0,002 mg/kg)

 

PTX =Pumiliotoxin

 

(oder in vom Frosch modifizierter Variante: aPTX= Allopumiliotoxin

HTX =Histrionicotoxin  


Angebliche Gegengifte:

-Tetrodotoxin

 

-Epidatidin
(noch in der Forschung) 




Gift- / Toxinlieferant


 

Die Pumiliotoxine und Allopumiliotoxine gelangen durch den Verzehr von Milben,  andere Gifte durch die Aufnahme von Ameisen und Käfern in den Körper der Frösche. Durch das Verspeisen dieser giftigen Beutetiere können die Dendrobaten dessen Toxine akkumulieren und die Giftstoffe  im eigenen Organismus verändert oder auch unverändert über die Haut wieder ausscheiden. So enthalten Frösche der Gattung Dendrobates das Enzym Pumiliotoxin 7-Hydroxylase, das Pumiliotoxin in das weitaus giftigere Allopumiliotoxin umwandelt.

 

 

 

 

(Bildquelle: http://www.dendrobase.de/)

 

 


Neben den Pfeilgiftfröschen gibt es z.B. auch einige wenige Vögel, die über Homobatrachotoxin verfügen. Bei ihnen wurde, neben Termiten und Milben, ein Käfer als Giftlieferant ausgemacht. Das heißt, genau genommen sind natürlich die Pflanzen (die die Nahrung der Kleinstinsekten darstellen) die eigentlichen Giftproduzenten.



Zweifarbenpitohui      Blaukappenflöter      Wald-Dickkopf        Choresine pulchra

 

Hier mal die aktuellen TOP 5 der giftigsten Tiere der Welt

(in freier Wildbahn):

 

 

 

Platz 1: Die Seewespe (Chironex fleckeri)
 
- Qualle

 

Platz 2: Inland Taipan (Oxyuranus microlepidotus)
- Schlange

 

Platz 3: Sidney-Trichternetzspinne (Atrax robustus)
- Spinne


 

Platz 4: Schrecklicher Blattsteiger (Phyllobates terribilis)
- Frosch


   Platz 5: Kugelfisch (Diodon nichthemerus)
- Fisch




Obwohl ich es immer noch nicht
recht glauben mag
Dass wieder mal ein ganz Großer,
 dem Hobby den Rücken zukehrt

Ein paar Impressionen
aus dem Froschraum eines Langjährigen Freundes und Begleiters.

Und zum Abschluss dann zum anzuklicken
sein Report mit Raptale TV
 




 












Ein klick auf das Dendrokeller-Banner zum Video


Lieber Thorsten ich wünsche Dir auch hier noch einmal
alles, alles Gute auf Deinem neuen Weg
und dass Du diese Entscheidung niemals bereust.
Bleib gesund und Rock Dein Leben
wie Du es bisher gemacht hast.




Dein Freund und Wegbegleiter
Michael Kulig
-froschmichl-